Zeitarbeitsfirmen hatten in Deutschland lange einen schlechten Ruf – weniger bei den Unternehmen als in der Öffentlichkeit sowie bei potentiellen Leiharbeitern. Die Ursachen dafür liegen einerseits in den politischen und medialen Debatten zu diesem Thema, andererseits natürlich auch bei einigen „schwarzen Schafen“ in der Branche. Trotzdem beschäftigen zahlreiche Unternehmen dauerhaft oder mindestens gelegentlich Leiharbeitskräfte. Eine globale Studie von Page Personnel – einem Geschäftsbereich des britischen Personalvermittlungs- und Beratungsunternehmens Michael Page – zeigt – was die Unternehmen sich von der Kooperation mit Zeitarbeitsfirmen versprechen.

Wesentliche Gründe für die Beschäftigung von Zeitarbeitern

Befragt wurden für die Erhebung „Zeitarbeit und Interimsmanagement weltweit“ – publiziert Anfang 2014 – insgesamt 2.054 Unternehmen und 11.244 Fachkräfte in 17 Ländern, die in den vergangenen zwölf Monaten Zeitarbeiter beschäftigt hatten respektive selbst in einem Zeitarbeitsverhältnis tätig waren. Die absolute Mehrheit – 84,7 Prozent – der befragten bundesdeutschen Unternehmen zeigten sich mit den Leistungen der Leiharbeiter und der Kooperation mit Zeitarbeitsfirmen sehr zufrieden – die deutsche Zeitarbeitsbranche zeigt damit eine deutlich bessere Performance als der globale Durchschnitt, wo nur 80,4 Prozent der befragten Firmen der Zeitarbeit sehr positive Referenzen gaben. Die Gründe für die Beschäftigung von Zeitarbeitern in deutschen Unternehmen lesen sich zum Teil recht spannend:

  • 94,3 Prozent der Firmen gaben – erwartungsgemäß – an, dass sie sich von der Beschäftigung von Zeitarbeitern größere Flexibilität versprechen.
  • 77,8 Prozent der Unternehmen wählen unter den temporären Mitarbeitern potentielle Kandidaten für eine Festanstellung aus.
  • 61,9 Prozent möchten – etwa in Stoßzeiten oder als Krankheitsvertretung – ihren Personalbedarf kurzfristig decken.
  • Für 47,3 Prozent sind Zeitarbeiter eine kostengünstige Alternative zu festangestellten Arbeitnehmern. (Dieser Auffassung waren in Deutschland übrigens deutlich weniger Unternehmen als im globalen Durchschnitt – hier nannten 61,2 Prozent der Firmen Kosteneffizienz als Hauptgrund für die Beschäftigung von Zeitarbeitern).
  • Für immerhin 37,5 Prozent ist Zeitarbeit eine Möglichkeit, externes Know-how ins eigene Unternehmen zu transferieren.
  • 14,2 Prozent betrachten Zeitarbeit als eine Komponente der langfristigen Weiterentwicklung des Unternehmens.

Und welche Kriterien haben Unternehmen für die Auswahl der Vermittlungsfirma?

Bei der Auswahl einer Personalberatungsfirma für die Vermittlung von Zeitarbeitskräften steht für 73,8 Prozent der deutschen Studienteilnehmer eine zeitnahe Vorstellung geeigneter Kandidaten absolut im Vordergrund. 64,5 Prozent entscheiden sich aufgrund früherer positiver Erfahrungen für einen bestimmten Personalvermittler. Für etwa 50 Prozent stehen Kostenaspekte im Vordergrund. Die Betreuungsqualität seitens der Vermittlungsfirma spielt dagegen nur für knapp 40 Prozent der Befragten eine zentrale Rolle.

Ein neuer Trend: Qualifizierte Leiharbeit für Fach- und Führungskräfte

Aus den Daten von Page Personnel ergeben sich einige interessante Aspekte, deren Auswirkungen auf das „Funktionieren“ der Zeitarbeitsbranche und ihre Zukunftsperspektiven sehr wahrscheinlich eine immer stärkere Rolle spielen werden: Zeitarbeit wurde bisher vor allem als eine Niedriglohn-Domäne angesehene, in der vorwiegend unqualifizierte Arbeitskräfte zu finden waren. Inzwischen hat sich dieses Blatt zumindest tendenziell gewendet, Zeitarbeitsfirmen vermitteln in verschiedenen Bereichen auch hervorragend qualifizierte Arbeitnehmer, ihre Einsatzfelder liegen beispielsweise in Ingenieurwesen und IT, in Vertrieb und Kundendienst oder im Rechnungswesen und Controlling. Die Antworten der befragten Unternehmen im Hinblick auf den erwarteten Wissens-Transfer von außen oder die Unterstützung der langfristigen Entwicklung der Firmen durch Zeitarbeiter reflektieren diesen noch recht neuen Trend zu qualifizierter Zeitarbeit, also der temporären Beschäftigung von Fach- und Führungskräften, sehr deutlich. Damit gewinnt im Übrigen auch die Beschäftigung von Zeitarbeitern als Teil der Recruiting-Strategie von Unternehmen eine neue Qualität. Zumindest die großen Zeitarbeitsfirmen unterstützen die Marktfähigkeit ihrer Mitarbeiter heute auch durch eigene Weiterbildungsprogramme, von denen sowohl ihre Kunden als auch die Zeitarbeiter profitieren.

Herausforderungen für Zeitarbeit

Andererseits sehen sich die Zeitarbeitsbranche und auch ihre Mitarbeiter mit einigen neuen Herausforderungen konfrontiert, deren Ursachen vor allem in neuen gesetzlichen Regelungen liegen. Die tendenzielle Angleichung der Arbeitseinkommen von Zeitarbeitern und festangestellten Mitarbeitern durch entsprechende Tarifverträge hat die Branche in der Vergangenheit recht gut verkraftet. Die neuen Mindestlohnregelungen – nicht im Hinblick auf den allgemeinen gesetzlichen Mindestlohn, sondern Mindestlohnvorschriften in den branchenspezifischen Tarifverträgen – werden jedoch für einen erhöhten Verwaltungsaufwand bei den Personalvermittlern sorgen. Als Bemessungsgrundlage für das Arbeitsentgelt von Zeitarbeitern gilt künftig nicht mehr die Zugehörigkeit des beschäftigenden Betriebes zu einer bestimmten Mindestlohnbranche, sondern einzig und allein die dort ausgeübte Tätigkeit. Eines der Probleme dabei: Viele Tätigkeiten von Zeitarbeitern sind nicht eindeutig einer Branche zuzuordnen. Nach temporären Lockerungen wird die maximale Zeitdauer der Arbeitnehmerüberlassung auf nunmehr 18 Monate begrenzt. Nach neun Monaten werden die Löhne der Stammbelegschaft und der Zeitarbeiter zudem aneinander angeglichen.